Ψυχανάλυση και Φιλοσοφία. Φροϋδική ανθρωπολογία και προβληματική του υποκειμένου

Ψυχανάλυση και Φιλοσοφία. Φροϋδική ανθρωπολογία και προβληματική του υποκειμένου

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Ψυχανάλυση και Φιλοσοφία. Φροϋδική ανθρωπολογία και προβληματική του υποκειμένου

Bougas, Tassos

Der vorliegende Essay setzt sich zum Ziel, die philosophische Bedeutung der Psychoanalyse herauszustellen, eine Bedeutung, deren der Begründer der Psychoanalyse sich von Anfang an voll bewusst war: der junge Freud betrachtete sein Werk als Erfüllung einer ursprünglichen «Sehnsucht nach philosophischer Erkenntnis» (Brief an Wilhelm Fliess vom 2.4.1896) und, später, als kühnes Unternehmen, «die Metaphysik in Metapsychο1ο gie umzusetzen» {Zur Psychopathologie des Alltagslebens, GW IV, 288). Indem die Freudsche Theorie die Grenzen einer spezifischen Untersuchung des menschlichen Seelenlebens überschreitet, erweitert sie sich zur allgemeinen Betrachtung des gesamten Kulturbereichs, vom Mythos und den primitiven Gesellschaftsformen bis hin zur Kunst, Religion und Moral. Insofern sie also bestrebt ist, die Gesamtheit des Phänomens Mensch neu zu interpretieren, verwandelt sie sich in philosophische Erkenntnis. Das neue Menschenverständnis, das die Psychoanalyse zutage fördert, hat jedoch zur Folge, daß dadurch die jahrhundertelange idealistische Tradition der abendländischen Kultur radikal in Frage gestellt wird: in der Sicht der Psychoanalyse, «der tiefsten Analyse in der Geschichte des am wenigsten Menschlichen am Menschen» (Roland Dalbiez), erweist sich als «Entzifferungsschlüssel» par excellence der menschlichen Wirklichkeit nicht der «höhere», geistige Faktor am Menschen, sondern der «niedere», körperliche Bestandteil, d.h. das biologische Substrat seines Wesens. Demzufolge ordnet Freud die Psychoanalyse den «Kränkungen» zu, die die neuere Wissenschaft dem menschlichen Narzißmus zugefügt hat. Diese Kränkungen sind wiederholte, in gesteigerter Abfolge sich vollziehende Entmythisierungen der herkömmlichen Sonderstellung des Menschen im Weltgefüge: der kosmologischen (Kopernikus) und der biologischen (Darwin) Kränkung, die die Idee der absoluten Heterogenität des Menschen der Welt und den anderen Lebewesen gegenüber unterminiert haben, folgt nun die psychologische Kränkung der Psychoanalyse, die das in der Neuzeit unbestritten herrschende rationalistische Verständnis des Menschen umgestürzt hat. Die folgenden Ausführungen streben eine systematisch verfahrende, in gedrängter Form erfolgende Darstellung der grundlegenden Ideen der Freudschen Theorie unter dem Blickwinkel der Ichproblematik an, wobei der Metapsychologie, die den theoretischen Rahmen der Freudschen Bewußtseinslehre liefert, eine besondere Bedeutung zukommt. Die Psychoanalyse ist eine revolutionäre Umkehrung des hergebrachten Menschenverständnisses seit Descartes, das vom Ich ausging, um das Phänomen Mensch zu begreifen. Freud hingegen zeigt, dass die regulative Größe der menschlichen Psyche nicht das «helle» und «klare» Bewußtsein, sondern das Unbewußte ist, d.h. eine dunkle Macht unter der Schwelle des Bewußtseins, ein unauslotbarer und abgründiger Untergrund, der es trägt und letzten Endes bedingt. Das Bewußtsein ist sozusagen Nachgebilde in Bezug auf das Unbewußte, es steht nicht am Anfang des Seelenlebens als vorgegebenes geistiges Prinzip, sondern es entsteht erst am Ende seiner Entwicklung als errungener Vollzug. Das Bewußtsein ist demgemäß als Endergebnis eines psychischen Prozesses, der Bewußtwerdung des Unbewußten, aufzufassen. Nach psychoanalytischer Erkenntnis, ist das kartesianische Cogito weder apodiktisch, wie sein Begründer ver-meinte, noch kann es als letztes gesetzgebendes Prinzip der geistigen Wirklichkeit des Menschen betrachtet werden, wie die rationalistische Tradition jahrhundertelang behauptete, sondern es erweist sich als «bewußter Überbau» eines «unbewußten Unterbaus». Die Psychoanalyse enthüllt sich so als Theorie einer Epigenese des Ichs. Die Freudsche Bewußtseinstheorie arbeitet eine doppelte Betrachtungsweise des psychischen Apparates heraus: eine Genealogie oder Archäologie und eine Teleologie des Subjekts (Paul Ricoeur), mit anderen Worten eine Psycho-analyse und eine Psycho-synthese als zwei solidarische und komplementäre Ver-fahren, die einerseits auf die Befreiung der menschlichen Psyche von irrationalen Zwängen, andererseits auf die Förderung einer authentisch menschlichen Existenz abzielen. Diese doppelte Aufgabe wird in gedrängter Form von dem Prinzip ausgedrückt: «Wo Es war, soll Ich werden» (Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, GW XV, 86), das die lapidarste Formulierung des theoretischen und therapeutischen Unternehmens der Psychoanalyse darstell. In einem umgreifenderen philosophischen Blickfeld gesehen, hängt die Freudsche Theorie mit der Strömung der sogenannten «Philosophie des Verdachtes» («philosophie du soupgon», Paul Ricoeur) zusammen, deren Begründer, neben Freud, Marx und Nietzsche sind. Von verschiedenen Voraussetzungen ausgehend und mit Hilfe eigenständiger Forschungsmethoden, haben diese drei Denker die Unterhöhlung und Entmythisierung des «falschen» Bewußtseins unternommen, indem sie die Illusion, der das Bewußtsein zum Opfer fällt, aufgespürt haben. Die Illusion ist eine verkappte Strategie des Wunsches, der sich einer «Lebenslüge» bedient, um die Härte der Wirklichkeit zu mildern und dadurch das Leben erträglicher und lebenswerter zu gestalten. Das ideengeschichtlich revolutionäre Denken von Marx, Nietzsche und Freud stellt tatsächlich eine großangelegte dreifache «Genealogie» des der Illusion verfallenen, entfremdeten Bewußtseins dar. Marxens Ideologiekritik strebt die Enthüllung des Bewußtseins als Epiphänomen und Überbau ökonomischer Verhältnisse innerhalb einer Klassengesellschaft an. Nietzsches Genealogie der Moral nimmt sich vor, Werte und Ideale als verdeckte und verfängliche Umwandlungen des Interesses und des Ressentiments eines entkräfteten und entarteten Lebens zu entlarven und zu «ent-täuschen», ein Leben, das sich genötigt sieht, «geistige» Surrogate seiner schwindenden Kraft zu erfinden. Freuds Theorie des Unbewußten versucht ihrerseits, die Bildung von Ich und Über-Ich zu erhellen, indem sie der Strategie der Triebe und den Verdrängungen nachspürt, die ihnen von Natur und Kultur aufgenötigt werden. Mit dieser dreifachen Entmythisierung des falschen Bewußtseins haben Marx, Nietzsche und Freud die Arbeit des radikalen Zweifeins an dem Punkt wiederaufgenommen, an dem sie Descartes beendet zu haben glaubte, indem sie den Zweifel vom Objekt auf das Subjekt der Erkenntnis, d.h. vom Gegenstand auf das Selbstbewußtsein übertragen haben. Letztes Ziel der «Philosophie des Verdachtes» —worin die positive Funktion ihres «zersetzenden» Unternehmens besteht— ist es, die Entfremdungen des Bewußtseins aufzuheben und seine Authentizität (wiederherzustellen, was als bedeutsamer Beitrag zur unendlichen Aufgabe der «Vermenschlichung des Menschen» bewertet werden soll.

Επετηρίδα


1980-1981


Sigmund Freud
Συστηματική Φιλοσοφία
Ψυχανάλυση


Text

Greek




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